#36 Mit dem Camper durch Italien, der große Flop
[23.01.2016] Wir sind nun in Italien, unseren Plan runter nach Sizilien zu fahren haben wir verworfen. Das Wetter ist erstaunlicherweise sehr warm und wir haben beschlossen langsam Richtung Norden zu fahren.
Es dauert recht lange bis wir die unansehnliche Gegend um Bari verlassen haben. Es kommt mir vor als ob wir eine riesige Baustelle durchfahren müssen. Ich bin etwas erleichtert als wir in der nähe von Matera sind und die Landschaft wieder ansprechender wird.
Matera
Da wir keinen Reiseführer von Italien haben, sind wir eher durch Zufall auf die Stadt Matera gekommen. Wir waren schon gut 15 km vorbeigefahren und haben uns an einen kleinen See niedergelassen und was zu Mittag gegessen. Da wir dringend unsere Emails checken wollten, sind wir zur nächst größeren Stadt gefahren, Matera.
Als wir in die Stadt einfahren lesen wir etwas von Unesco und Sassi. Kurze Zeit später erkunden wir die äußerst schöne Stadt Matera. Da wir Arja eine lange Stadtbesichtigung nicht antuen wollen, fällt unsere Tour heute etwas kürzer aus. Wir parken unseren Bus auf der gegenüberliegenden Seite vom Canyon und verbringen dort eine Nacht (Standort).
Am nächsten Tag bleibe ich mit Arja beim Bus und Marlene startet nochmal alleine eine Erkundung der Stadt.
Matera liegt auf einem Hügel, und wird an einer Seite durch einen Canyon begrenzt. Ich erkunde die einzelnen verwinkelten Gassen und Sträßchen, Treppen rauf, dann rechts, kleines Gässchen wieder runter. Einige Häuser sind in Höhlen gebaut, die Stadt scheint mit dem Berg verschmolzen.
Ich höre Glocken aus verschiedenen Teilen der Stadt, Blumentöpfe und Stühle zieren die Eingänge, Wäsche wird zum Trocknen aufgehängt. Die Einheimischen gehen ihren Alltag nach, eilen von A nach B, oder plaudern mit Bekannten, Touristen schlendern in Menschentrauben durch die Stadt.
Ich mag die Atmosphäre der Stadt und ihren süd- italienischen Flair, doch nach einer guten Stunde knurrt mein Magen und ich mache mich auf den Rückweg zu David und Arja.
Der Vesuv, Herzlich Willkommen im Knast
Matera liegt bereits einige Stunden hinter uns, wir befinden uns auf dem Weg zum Vulkan Vesuv. Ich habe noch nie einen Vulkan besichtigt und bin schon voller Vorfreude den Rand des Kraters zu erklimmen. Davor wollen wir noch Pompeji einen Besuch abstatten.
Bereits eine halbe Stunde bevor wir in Pompeji sind, befinden wir uns schon mitten im Gewusel einer nicht endenden Vorstadt. Es ist bereits später Nachmittag und wir suchen einen Parkplatz für die Nacht. Nach einer halben Stunde im Stau stehen und rumsuchen, gebe ich genervt auf, hier finden wir sicher nichts.
Wir beschließen Richtung Vulkan zu fahren. Auf dem Navi haben wir dort eine Straße Richtung Gipfel gefunden und hoffen dort einen ruhigen Parkplatz in der Natur zu finden.
Es ist bereits dunkel als wir den Vesuv erreichen. Wir fahren eine gute Zeit lang die Serpentienen bergauf und hoffen oben einen guten Stellplatz zu finden. Leider ist nichts so wie wir erwartet haben.
Ich kann es kaum fassen, links und rechts ist ein zwei Meter hoher Zaun, der den Weg in den Wald versperrt. Den einzigsten grünen Fleck den wir finden ist mit Klopapier und sonstigem Unrat versaut.
Zu allem Überfluss erfahre ich dann auch noch, dass man 12 Euro bezahlen muss um dann selbst zum Gipfel wandern zu dürfen. Das wars, meine idyllische Vorstellung den Vesuv zu besteigen ist dahin. Ich kann euch gar nicht sagen wie wütend und aufgebracht ich bin. Wiederwillig beschließen wir die Nacht auf dem zugemüllten Parkplatz zu verbringen.
Nach dem Abendessen ist meine Wut immer noch nicht abgeklungen, ich habe mich selten an einem Ort so unwohl gefühlt wie hier. Ich hab keinen Bock mehr auf den Vesuv, Pompeji und Napoli. Ich muss nur noch hier weg!
3 Stunden später…
Ich fahre und fahre, Marlene schläft auf dem Beifahrersitz. Bald haben wir es geschafft! Wir sind unterwegs zum Nationalpark Matese hoch in den Bergen.
Endlich sind wir da, obwohl ich aufgrund der Dunkelheit die Umgebung nur erahnen kann, bin ich sehr erleichtert, als wir unseren Bus auf dem Schnee parken und ich aussteige und die saubere kalte Luft einatme. Wir fallen erleichtert ins Bett und sind froh den ganzen Ärger mit dem Vesuv hinter uns gelassen zu haben.
Ein schöner Tag im Schnee
[26.01.2016] Die Sonne geht auf und als wir aussteigen befinden wir uns mitten in den Bergen. Die gestrige Nachtfahrt hat sich also richtig gelohnt und wir sind froh die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Wir frühstücken und packen dann gleich unsere Sachen um mit Arja einen Spaziergang entlang am zugefrorenen See zu machen.
Arja liebt den Schnee! Es macht Spaß sie beim Toben durch den Schnee zu beobachten. Anfangs hat sie allerdings noch Respekt vor dem zugefrorenen See.
Der Tag geht recht schnell vorbei und wir beschließen weiter zu fahren. Nächster Stop sind die heißen Quellen bei Saturnia, wir freuen uns schon auf das heiße Wasser. Dort wollen wir auch wieder Nica und Söntke treffen, wir haben uns seit unserer Flucht aus Neapel aus den Augen verloren.
Die Heißen Quellen und die Probleme in Italien
Wir biegen um eine Kurve und plötzlich sind sie da! Von oben schauen die Quellen schon mal fantastisch aus. Wir freuen uns schon auf das heiße Wasser.
Unsere anfängliche Euphorie wir schnell getrübt. Zum einen ist es mal wieder total schwer, wie so oft seitdem wir in Italien sind, einen guten Stellplatz zu finden. Überall befinden sich Zäune, die leeren (!!) Parkplätze sind höhenbeschränkt.
Als wir dann direkt auf einem normalen Parkplatz auf der Straße parken kommt sofort die Polizei und verjagt uns. Nichtmal parken ist hier mit dem Camper erlaubt, das ist doch zum kotzen…
Wir haben so langsam die Schnauze von Italien gestrichen voll. Bislang hatten wir fast nur Probleme mit den Stellplätzen, sofern man den überhaupt mal was vernünftiges gefunden hat. Wir haben überhaupt keine Lust mehr uns hier noch länger aufzuhalten und beschließen möglichst schnell Richtung Norden nach Südtirol zu fahren.
Aufgrund des ganzen Ärgers bleibt es bei einem kurzen Sprung in die warmen Quellen und danach machen wir uns gleich auf die Weiterreise.
Wieder in der Heimat
Nun bin ich also wieder zu Hause in Brixen (Südtirol). Wer hätte das gedacht, vor einer Woche haben wir noch Pläne für die Türkei geschmiedet, fern ab von zu Hause. So schnell kann sich alles ändern…
Obwohl wir ursprünglich noch weiterreisen wollten, ist es sehr schöner wieder zu Hause zu sein und meine Eltern wieder zu sehen. Wieder einmal kommt uns nach so langer Zeit alles riesengroß vor, wir können uns so richtig ausbreiten und uns bequem in der warmen Stube auf die Couch mümmeln.
Endlich wieder eine warme Dusche, der Duft der frisch gewaschenen Wäsche, abends nicht mehr raus in die Kälte zum Pinkeln….ich sags euch, eine Wonne!
Zudem werden wir von meiner Mama mit Leckereien verwöhnt: Knödel, Krapfen, Tirtln…wir fühlen uns wie im 4 Sternehotel und genießen die Zeit.
Am nächsten Tag kommen uns dann Nica und Söntke besuchen. Da wir unseren beiden norddeutschen Freunden die Vorzüge der Vertikalen zeigen wollen, machen wir uns am Tag darauf gleich auf zum Rodeln nach Villnöß.
Unsere kleinen Hündchen schaffen den für uns kurzen Aufstieg gut, oben auf der Almhütte angekommen gönnen wir uns ein paar Südtiroler Schmankerln und dann geht`s los.
David und ich quetschen und auf den Schlitten, ich halte Arja im Arm. Los geht die Fahrt, Arjas Ohren flattern im Wind, wir nehmen Fahrt auf , ich rutsche immer weiter vom Schlitten, wir werden rasant schnell…und landen im Tiefschnee.
Nachdem wir es anfangs etwas übertrieben hatten, findet Arja Schlitten fahren nicht mehr so prickelnd und wir fahren nur noch im Schneckentempo mit ständigen Fütterbelohnungen den Berg runter.
Nica und Söntke schaffen es auch heile nach unten und finden definitiv ihren Gefallen am Rodeln. Wer weiß vielleicht sehnen sie sich irgendwann so sehr nach Bergen, dass sie Richtung Süden ziehen?:)
Am nächsten Tag treten sie schließlich ihre Weiterreise an, wir verabschieden uns und hoffen sie bald wieder zu sehen!
David und ich genießen die nächsten Tage in Brixen und sind vollauf mit Arja beschäftigt. Wir haben einige Sachen zu erledigen, aber irgendwie sind wir von der Reise so verlangsamt, dass die Tage vergehen und wir zu nichts kommen…mal schauen wann wir in Bayern ankommen..
Geplanter Boxenstop in Bayern
[06.02.2016] Wir sind immer noch in Südtirol und werden in ein paar Tagen meiner Heimat einen Besuch abstatten. Wir werden die Zeit nutzen um einige Sachen zu erledigen, ein paar Reparaturen/Verbesserungen am Bus durchzuführen und um ein wenig zur Ruhe zu kommen.
Danach werden wir sehen wie es weitergeht. Wenn wir ehrlich sind hat uns die Sache mit dem Hund und die Entscheidung nicht in die Türkei zu reisen ziemlich aus unserer Reise gerissen. Wir bereuen es zwar keine Minute unseren Plan Arja zu Liebe geändert zu haben, aber wir haben irgendwie das Gefühl noch nicht am Ende unsere Reise angekommen zu sein.
Ich will nichts versprechen, aber es ist auf jedenfall im Gespräch, dass wir nach einem kurzen Boxenstop in der Heimat nochmal Richtung Marokko düsen um unsere Sehnsucht nach einem fremden Land und fremder Kultur zu befriedigen.
Bis dahin gibt es aber auf jeden Fall noch weitere Infos zur Reise.
Hallo,
ich kann Euren Frust über Italien gut verstehen. Für mich ist das Land auch nur noch bestenfalls für den Transit nach Griechenland gut. Aber warum wollt Ihr Eure Türkei-Pläne denn schon aufgeben? Nach einer angemessenen Ruhephase könntet Ihr doch nochmal in diese Richtung losfahren. Vielleicht findet sich in der Heimat jemand, der den Hund solange aufnimmt. Von Norditalien (Venedig, Triest) gibt es Fähren nach Igoumenitsa/Griechenland, und von dort geht es zügig in 1 bis 2 Tagen über die Autobahn zur türkischen Grenze. Billiger als heute wird der Sprit wohl nicht mehr 😉
Grüße
Heinz