#22 Auf der Flucht und der Weg ins Paradies
[22.10.2015] Wir fahren die Piste Tepelene-Vlore, das Wetter ist nicht sehr gut und viele Teile der Strecke stehen unter Wasser. Die schöne Landschaft können wir größtenteils nur erahnen.
Da wir recht spät von den Quellen aufgebrochen sind, machen wir Halt in der Nähe von Amantia, dort gibt es eine antike Höhensiedlung aus illyrischer Zeit, c.a. 4 Jhd. V. Chr. zu erkunden. Wir haben auch gelesen, dass man dort übernachten kann und wollen hier die Nacht verbringen.
Der Weg zu den Höhensiedlungen
Die Straße zweigt links in einen Kiesweg ab, unweit davon sieht man ein großes Verbotsschild. Ich bin nicht so begeistert da mit dem Auto durch zu fahren, weit und breit sieht man allerdings keine Menschen und David meint „Aber wir sind doch in Albanien“, kommt dann aber zum Entschluss zunächst erst mal zu Fuß dort hoch zu schauen. War auch besser, oben Parken/Campen ist nicht möglich, wegen bewohnten Häusern!
Also starten wir los, ich muss sagen ich bin eher weniger davon begeistert, denn das Wetter ist einfach nur greislig. Nach kurzer Strecke kommen wir zu den historischen Überresten einer Arena. Wir halten uns nicht lange dort auf, denn alles ist matschig und nass. Weiter geht’s entlang der Schotterpiste, die sich langsam den Berg hoch windet. Wir werden etwas nass, wollen aber doch noch bis zum Ende weiter gehen.
Auf der Flucht
Dann hört man es, laut und sehr nah. Hundegebell. Die letzten Tage kam es immer wieder vor, dass uns ein Hund bellend ans Auto gesprungen ist, da war ich sehr froh hinter geschlossenen Türen zu sitzen. Der Hund steht auf der Mauer von einem Haus, der Weg gabelt sich hier und wir müssen dort knapp vorbei und dann auf einem Pfad nach unten rechts weiter.
Ich bleibe erst Mal wie angewurzelt stehen und sehne mich nach den sicheren Türen des Autos zurück. David geht unbesonnen weiter und meint ich solle mich nicht so anstellen, der will nur das Haus bewachen. Also reise ich mich zusammen und versuche so ruhig wie möglich weiter zu gehen. Als ich dann aus dem Augenwinkel sehe, wie der Hund von der Mauer runter springt und auf uns zu gerannt kommt, werde ich dann doch etwas nervös. David lässt mich aufopfernd voran gehen, wofür ich ihm sehr dankbar war. Ich gehe weiter ohne zurück zu schauen, der Hund folgt uns noch eine Zeit lang, doch langsam wird das Hundegebell leiser. David meinte anschließend, der Hund wäre ihm zähnefletschend im Abstand von 3-4 Metern gefolgt, es war ihm selbst nicht mehr so geheuer.
Der Weg ist sehr nass und schlammig, wir haben keine Lust mehr die Höhensiedlung zu suchen und beschließen einen anderen Rückweg anzutreten, wir wollen nicht noch einmal an dem Hund vorbei gehen. Es ist uns nicht wohl dabei, da sich auch niemand um den Hund zu kümmern schien. Das heißt also außen rum durch Wiesen und Gebüsch.
Wir fluchen was das Zeug hält, wenn wir durch nasses Gebüsch kriechen oder fast auf dem schlammigen durchweichten Untergrund ausrutschen. Zudem müssen wir uns beeilen, weil es bald dunkel wird. Wir befinden uns auf einer Wiese, also wir wieder den Hund bellen hören.
Wir schauen zum Haus hoch und sehen wie der Hund bellend den Weg in unsere Richtung rennt. Er ist noch gut 300 Meter von uns entfernt. Jetzt wird es ernst, wir fangen an zu laufen und halten nach einem Knüppel Ausschau.
Der Weg, der eigentlich nur ein Trampelpfad der Ziegen ist, zweigt in tausend verschiedene Richtungen, ist schlammig und rutschig. Wir orientieren uns grob daran, wo die Straße sein müsste, diese ist aber noch etwa 100 Höhenmeter über uns. Es gibt keinen direkten Weg nach oben.
Das Hundegebell wird leiser, wir spüren allerdings noch keine Erleichterung, denn es dämmert schon, wir müssen uns beeilen. Ohne Stirnlampe ist es nicht sehr gut hier im dunkeln unterwegs zu sein. Wir sind heilfroh als wir endlich die Straße erreichen. Komplett durchnässt erreichen wir letztendlich den Bus. David trieft nur noch, sein Schirm ist in einem erbärmlichen Zustand und hat wohl nicht sehr viel Wasser abgehalten.
Dazu eine kleine Anmerkung: Als ich ihn in Tirana darauf hingewiesen habe, dass wir dringend einen neuen Schirm bräuchten, hieß es nur „Na ich geb doch kein Geld für einen neuen Schirm aus, der geht noch super!“ Ich hab mir in Tirana einen tollen großen Schirm für gerade mal 500 Lek (3,50 Euro) „geleistet“. Und bin sehr zufrieden damit.
Der Schreck sitzt uns noch etwas in den Knochen, wir hören draußen komische Geräusche und verbinden dank der Hundegeschichte eher negative Gefühle mit diesem Ort. Da es aber schon spät ist und wir nicht wissen ob wir einen besseren Platz finden, bleiben wir hier.
[23.10.2015, David] Wir haben die Nacht überstanden und sind sehr froh darüber, dass der Wetterbericht Wort hält und wir am Morgen mit blauem Himmel begrüßt werden. Wir starten ohne Frühstück (hier ist es noch schattig), tauchen auf dem Weg ins Tal nochmal kurz in Nebel ein, finden dann aber recht bald einen tollen, sonnigen Platz an einem Fluß zum frühstücken. Danach geht es nach Vlore.
Offroad Training für Marlene
Angekommen in Vlore, statten wir der Lagune von Narta noch einen Besuch ab. Wirklich schön hier, auch gut zum übernachten geeignet! Nach kurzer Erkundung lass ich Marlene mit dem Bus über den Sand düsen, das erste Mal das sie abseits der Straße fährt. Wir machen noch ein paar Offroad Manöver und tauschen dann wieder Steuer als es nach Vlore in die Stadt geht. Den Stress will sie sich verständlicher Weise mit dem großen Auto nicht antuen.
In der Stadt kaufen wir noch etwas Lebensmittel ein, essen was zu Mittag und ich kaufe mir in einer israelischen Konditorei ein kleines Fruchtdingsta. Ich war sehr angetan wie liebevoll mir dieses Gebäck verpackt wurde, noch mehr begeistert war ich vom Geschmack! Einfach ausgezeichnet! (Preis 70 Cent)
Hitchhiking to the beach
Kurz nachdem wir Vlore verlassen, sehen wir zwei Typen am Straßenrand trampen. Es geht zu schnell und wir sind schon vorbeigefahren. Wir diskutieren kurz und entscheiden uns nach 500 Metern umzudrehen und die Beiden mitzunehmen. Matheo und Arno aus Frankreich steigen ein und wir erzähle von unserem Plan an den Strand Gjipe zu fahren und wie schön es dort sein soll. Sie sind begeistert und wollen mit uns kommen. Geht in Ordnung!
Nun sind wir bei der Strandzufahrt angekommen, diese wird in unserem Offroadführer als sehr anspruchsvoll angepriesen. Da es sich aber hier um unseren Traumstrand handelt (Klettern, Meer, wenig-keine Leute) fahre ich in die Piste ein und halte es nicht für nötig vorher einmal den Zustand zu checken.
Der anspruchsvolle Weg an den Strand
Nach kurzer Zeit wird es sehr unangenehm, der Weg ist äußert verblockt mit Felsen und vom Regen der letzen Tage ausgewaschen. Umdrehen ist nicht möglich und rückwärts wieder hoch ebenfalls unmöglich. Es gibt also nur die Flucht nach vorne. Wir setzen einmal kurz mit dem Schweller auf (kein großer Schaden) und es ist mehrmals äußerst knapp. Ich habe mittlerweile etwas Bedenken, ob wir hier überhaupt wieder mit dem Bus raufkommen.
Ich atme auf als wir unbeschadet den Strand erreichen. Leider wird meine Laune durch eine Sache getrübt. Aufgrund der starken Regenfälle ist der halbe Stand ins Meer gespült und es besteht keine Möglichkeit mit dem Bus direkt an das Meer zu fahren. Wir parken unseren Bus in der Nähe einer bewohnten Hütte und suchen mit Mateo und Arno Holz für ein Feuer, mittlerweile ist es dunkel.
Wir sitzen noch sehr lange Zeit am Feuer und machen uns Maroni im Feuer. Wir alle sind begeistert von diesem wunderbaren Ort.
[24.10.2015] Ich kann in dieser Nacht nicht gut schlafen, mir lässt es einfach keine Ruhe wie wir hier wieder wegkommen, so kann ich unsere Zeit hier am Strand nicht genießen. Ich breche um kurz vor acht auf und laufe die Straße die an den Strand führt nach oben um mir ein Bild von unserer Lage zu machen.
Ich sag’s euch, da bin ich ja mal wo runtergefahren! Hätte ich hier nicht den perfekten Strand erwartet, hätte ich das niemals gewagt. Aber ich bin mir nun sicher, dass wir den Bus hier unbeschadet wieder raufbekommen, was allerdings einiges an Arbeit erfordern wird. Wir müssen große Teile der Straße präparieren und unsere Sandbleche werden auch des öfteren Anwendung finden. Ich schätze wir werden einen ganzen Tag benötigen um die 2 km zurück in die Zivilisation zu bewältigen. Aber nun bin ich wenigstens beruhigt und mir der Tatsache bewusst, dass es im Bereich des Möglichen liegt diesen Ort wieder zu verlassen.
Zurück beim Bus geniesen wir vier den Tag, schwimmen im Meer, gehen klettern, jonglieren (oder versuchen es) und unterhalten uns mit Mateo und Arno. Es stellt sich raus, dass die Beiden zwei super Typen sind. Eigentlich hatten sie vor weiterzureisen, haben aber alle Verabredungen abgesagt und wollen, wie wir, an diesem wunderbaren Ort noch länger bleiben. Wie lange wissen wir noch nicht.
In dem nächsten Bericht werde ich näher auf unsere Zeit und Begegnungen am Strand eingehen. Wir fühlen uns wie im Paradies!
Liebe Grüße vom Alb anien-Forum und weiter viel Freude auf eurer Tour.
Gesucht wird derzeit eine historische Bogenbrücke beim Dorf Ilias, ganz in der Nähe der Nationalstraße, wenn ihr Lust auf weitere Erkundungen in der Nähe habt und uns eine Koordinate liefern könntet 🙂
Bilder unter https://www.facebook.com/media/set/?set=a.1709245412643112.1073742012.1474245019476487&type=3
Hallo Gjergj,
schön das du hier mal vorbeigeschaut hast :-). Leider sind wir schon an der Brücke vorbei und können keine Koordinate liefern. Tut uns leid.
Viele Grüße
David
Hallo !
Hey David,das mit dem Hund hätte auch anders ausgehen können.
Ein Hundebiss – und wenn’s nur ein kleiner Zwicker im Bein ist – zieht meisstens
eine üble Blutvergiftung nach sich.
Also in dünn besiedelten Gegenden wo wenig Menschen sind und hier und da mal ein einsames
Gehöft liegen könnte am besten immer einen Wanderstock oder ein ähnliches Gerät dabei haben .
Kleinere Hunde kann man damit gut auf Distanz halten – die wollen einem meistens immer ans Bein.
Ein kräftiger Fusstritt reicht in der Regel schon.
Bei grösseren Hunden – das weiss ich noch aus den Raufereien mit unserem Schäferhund in der Jugendzeiten –
geht’s anders zur Sache . Da wird oft zuerst der Arm angegriffen .
Wenn’s ernst wird sollte man wissen :
Schwachpunkt der Hundeanatomie ist die Schädeldecke !
Ein Freund von mir war mal als Weinvertrteter tätig . Als er auf dem Weg zu einem seiner Kunden dessen rieisiges
Grundstück durchquerte kam ein Bernhardiner auf ihn zugerannt. Normalerweise sind das ganz verträgliche TIerchen.
In diesem Fall war es aber nicht so . Mein Freund ist stehengeblieben und hat geistesgegenwärtig
eine Weinflasche aus seinem Mustekoffer gegriffen und den Hund in dem Moment als dieser über ihn herfallen wollte
mit einem gezielten Schlag auf den Kopf ins Jenseits beförderte.
Ergo >
Eine Mineralwasserflasche aus Glas tut’s auch .
Viele Grüsse
Paps
David, dein Regenschirm ist echt sensationell , haha – und benno würde mal nicht schaden ….. ;-))
Super Strand – zum Glück habt ihr gutes Wetter !
Drück’ euch die Daumen, dass das Hochfahren ohne große Komplikationen klappt !