#12 Jimmy und der Thethipark
[30.09.2015] Nach dem Frühstück vor der Schule kommen die ersten Kinder an uns vorbei. Ich hab nicht gezählt, aber ich würde sagen mehr als 10 waren es nicht. Alle winken uns freundlich, wenn auch etwas schüchtern und fragen sich wahrscheinlich was diese zwei komischen Leute mit ihrem komischen Auto vor ihrer Schule machen.
Wir beschließen nochmals etwas zurück zu fahren, wo sich eine Touristeninfo befand, da der Betreiber sehr gut Englisch konnte und etwas von „free camping“ erwähnte, was natürlich nie schlecht ist.
Das kleine Häuschen finden wir verlassen vor, wir probieren die angegebene Telefonnummer anzurufen, scheint aber nicht zu funktionieren. Vorbeifahrende Autos geben uns die Info, dass der gesuchte Herr weiter unten wohnt und wir ihn da finden.
Also machen wir uns auf den Weg, wir sehen einen Mann aus der Ferne winken. Er deutet uns an, wir sollen hoch auf sein Grundstück fahren. Wir nehmen mal an (er ist zuweit weg um sein Gesicht zu erkennen), dass es sich wahrscheinlich um unsere gesuchte Person handelt.
Wir werden freundlich und sehr sympathisch von ihm und seinem Papa begrüsst .
Und so lernten wir also JIMMY kennen.
Über Jimmy könnte man wahrscheinlich nochmals ein eigenes Kapitel schreiben, aber wir wollen uns ja eher kurz fassen:
Jimmy ist in Theth geboren und aufgewachsen, diente dem albanischen Militär, desertierte mit 18 Jahren nach Amerika (allein das hat uns schon sehr erstaunt, weil es ungefähr einem Zeitsprung vom Mittelalter in die Neuzeit gleichkommt).
Dort hat er sich zunächst als Tellerwäscher durchgeschlagen und endete schließlich als sehr gefragter DJ, war mit einem Model liiert und hat zwei Kinder. Nach 24 Jahren in den USA, hat ihn schließlich das Heimweh gepackt, und er ist in sein Heimatdorf zurückgekehrt.
Dies die Kurzfassung, seine Erzählungen schweiften in einstündigen Monologen aus. Lieblingswörter: basicly, You know what I mean Bro`, nature, breathtaking.
Er hat vor, den Tourismus im Ort zu fördern, hat sich kurzerhand zum Director Manager des Thethi Park (auch auf Facebook) erklärt und versucht nun die Dinge auf seine Art zu regeln. Seine Devise lautet, man muss dafür sorgen, dass sich die Touristen wohl fühlen, sie nicht abzocken, so dass sie den Ort mit einem positiven Gefühl verlassen, um anderen dann anschließend davon zu berichten.
Wir sind positiv überrascht von dieser sehr vernünftigen und nachhaltigen Denkweise. Nachdem er uns anbietet, dass wir auf einer Wiese vor seinem Haus gratis campen und im Haus duschen können, ist uns dieser Kerl gleich noch mehr sympathisch.
Wir verlassen somit sein zu Hause, wohlwissend, dass wir mit Sicherheit bald zurück kehren werden, um hier zu nächtigen.
Da uns Jimmy ein paar Wandertipps gegeben hat, beschließen wir, auf alle Fälle in den nächsten Tagen einen dieser, das Tal umringenden Gipfel zu erklimmen.
Wir fahren bis zum Ende des Tals, der Weg wird immer steiniger und endet schließlich in einer riesigen Gerölllawine.
Die „Straße“ ist unwegsam und der Unterfahrschutz bekommt ein paar Mal ein paar Schläge ab. Das erste Mal seit unserer Reise bleiben wir an einer Stelle kurz hängen weil zwei Reifen in der Luft hängen. Können aber ohne Probleme nochmal zurücksetzten.
Wir parken das Auto, da es mittlerweile schon später Nachmittag ist, erkunden wir erstmals die Gegend. Nach kurzer Zeit laufen wir an einem “Cafe” vorbei, ein kleines grünes Blechhäuslein mit angeschriebener Telefonnummer. Wir malen uns schon in unseren Köpfen aus, wie es wohl ablaufen würde, wenn man hier etwas trinken möchte: Telefonnummer anrufen, erstmal 20 Minuten warten, Auswahl von 3 Getränken-Bier- Raki (albanischer Schnaps, Nationalgetränk-wird getrunken wie Wasser),- türkischer Kaffee.
Herkömmliche Gewohnheiten und Vorstellungen muss man hier erst mal über Bord werfen, finden wir aber gar nicht schlecht. Hier läuft einfach vieles anders wie im restlichen Europa.
Wir folgen weiter den Weg und finden die Wanderroute zum Gipfel. Ein Österreicher, den wir unterwegs treffen, schildert uns den Weg hoch. Er hat eine Trekking Tour gebucht, mit dabei ein Pferd, na wenn das Pferd das schafft, kann der Weg ja nicht so steil sein!
Wir gehen schlafen und nehmen uns vor am nächsten Tag spätestens um halb sieben los zu starten. Ich wache mitten in der Nacht auf, David macht den Bus unsicher. Er sagt irgendwas davon, dass er raus gehen muss, um ein Foto zu machen, der Mond wäre so hell. Froh darüber, dass sich jemand anderes um die schönen Bilder auf unserer Reise kümmert, döse ich wieder ein und werde eine halbe Stunde später von eiszapfigen Händen und einem halb erfrorenen David geweckt.
Wir schlafen noch etwas und um halb acht (der innere Schweinehund ist einfach allgegenwärtig) schaffen wir es, vom Bus los zu starten.
Von unserer Bergtour haben wir ein kleines Video gedreht und viele Bilder gemacht. Gibt’s dann das nächste Mal!
Tolle_Aufnahmen.
Krass.
p@ps