#27 Mirupafshim Shqipëri! Yassas Greece!

[10.11.2015]       Wir sind noch in Albanien in Ksamil und checken noch das letzte Mal unsere Mails. Wir haben einige Leute über die Seite workaway.info angeschrieben, um in Griechenland auf einer Farm ein bisschen zu arbeiten und im Gegenzug dafür bekommen wir Verpflegung und einen Schlafplatz. Nach so langer Zeit des Reisens tut es sicherlich mal wieder ganz gut etwas zu arbeiten und Dinge zu erschaffen. Wir erhoffen uns so auch einige interessante Leute zu treffen.

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Kurz bevor wir abreisen, schreiben uns noch die Leute einer kleinen Bio Farm im Norden von Griechenland (einer unserer Favoriten), leider gibt es dort im Moment nichts zu tun, wir sind aber herzlich eingeladen vorbei zu schauen. Klingt gut, aber zunächst müssen wir noch die griechische Grenze passieren.

Blue Eye

Wir fahren zurück nach Sarande, da wir eine andere Grenze als die an der Küste passieren wollen und fahren über Bergstraßen Richtung Gjirokastra. Völlig unerwartet passieren wir ein touristisches Schild mit dem Hinweis auf irgendwelche Gewässer. Stimmt! Hier soll es ja eine tolle Quelle geben, auch Blue Eye genannt, die wir sowieso noch besuchen wollten. Wieder einmal zeigt sich, dass man nicht zu viel planen sollte und den Dingen öfters mal ihren freien Lauf lassen kann.

Wir drehen um und fahren die Straße zu den Quellen, hier merkt man deutlich, dass es in der Hochsaison von Touristen nur so wimmeln muss. Zwei riesige Parkplätze, mehrere Restaurants und alle 50 Meter ein aufgestellter Mülleimer (sehr untypisch für Albanien!).

Vom Parkplatz laufen wir keine 100 Meter und schon sind wir an der Quelle. Ich bin überwältigt von der Schönheit dieses Ortes, zum Glück wird dieses idyllische Bild nicht durch die Anwesenheit von hunderten Touristen getrübt. Die meiste Zeit sind wir alleine.

Der Ursprung dieser Quelle ist beeindruckend: enorme Wassermassen werden aus dem Boden nach oben gedrückt und gehen in einen glasklaren Bach über. Das Blue Eye hat schon fast eine hypnotische Wirkung und ich brauche eine Zeit lang bis ich mich losreisen kann um ein paar Fotos zu machen.

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Der restliche Verlauf des Flusses ist auch toll anzuschauen, das Wasser ist kristallklar, die grünen Wasserpflanzen und Steine geben ein tolles Farbspiel ab, am Ufer des Flusses tummeln sich, bei genaueren Betrachten, viele Frösche.

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Ich klettere mit etwas Übermut noch auf einen Baum um von dort aus Bilder zu machen, der Rückweg gestaltet sich schwieriger als gedacht.

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Nach einer erholsamen Zeit an diesem einzigartigem Ort, machen wir uns auf den Weg nach Griechenland.

Mirupafshim Shqipëri! Yassas Greece!

Der Übergang an der Grenze verläuft ohne Schwierigkeiten, wir haben schon Probleme vermutet, da wir komischerweise bei der Einreise keinen Stempel in unseren Pass bekamen und vergessen hatten uns vor Ablauf von 30 Tagen bei der Einreisebehörde zu melden. Glück gehabt, dass das hier nicht so eng gesehen wird.

Nach über 5 Wochen in Albanien fahren wir nun auf einer breiten Straße Richtung der ersten Dörfer in Griechenland. Uns kommt gleich alles viel europäischer vor und ich muss sagen, ich trauere unserer erlebnisreichen und abenteuerlichen Zeit in Albanien schon sehr hinterher. Ich weiß, dass hier sicher vieles um einiges leichter sein wird. Aber genau weil es in Albanien nicht immer leicht war, man Probleme bei der Verständigung hatte, es in den kleinen Läden nicht Produkte im Übermaß gab und man aufgrund der schlechten Straßen oft sehr gemütlich unterwegs ist, habe ich die Zeit dort sehr genossen und ich werde sicherlich nicht das letzte Mal dort gewesen sein!

Bevor wir in Ioannina ankommen treffen wir einen alten Mercedes, sieht aus wie ein UPS Transporter „The Belgian and the Aussie“, wir finden diese Art der Werbung interessant und witzig und wollen demnächst auf unserem Bus auch etwas aufmerksam auf unseren Blog machen.

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Als wir in Ioannina sind wird es schon bald dunkel, wir beschließen eine kleine Bergstraße in das Dorf Demati zu nehmen anstatt der Autobahn, um uns so die Maut zu sparen. Wir sind somit doppelt so lange unterwegs und erfahren am Ende das für diesen Abschnitt keine Maut erhoben wird. Naja was soll‘s, dafür hatten wir einen tollen Ausblick auf Ioannina bei Sonnenuntergang.:)

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Wir kommen in Damati an, einem kleinem Dorf auf 1000 Metern Höhe, hier gibt es weder Hausnummern noch Straßennahmen. Nachdem wir ein zweites Mal durch fahren, treffen wir zum Glück auf Sotiris, er hat schon auf uns gewartet und wundert sich, warum wir so lange von Ioannina bis hier her gebraucht haben.

Wir werden ins Haus gebeten und unterhalten uns lange Zeit über die Farm und das Dorf. Hier gäbe viel Interessantes zu berichten, werde aber versuchen mich etwas kürzer zu fassen.

Demati und die Farm

Das kleine Dorf Demati, besteht aus rund 15 Häusern, von denen nur die Hälfte bewohnt ist. Es leben hier im Dorf 9 Personen. Die meisten sind über 70 Jahre alt. Wir fragen was Liza, Sotiris und Akris hierher gezogen hat. Sie schätzen die Ruhe und haben vor wieder etwas Leben in dieses Dorf zu bringen. Die meisten Häuser sind verlassen, aber in einem guten Zustand, die Besitzer sind schon vor langem ausgewandert und leben in den USA.

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Die drei haben vor das fruchtbare Land hier zu bewirten und evtl. Kontakt mit den Eigentümern zu knüpfen um sich um die leer stehenden Häuser zu kümmern und ggf. an Gäste zu vermieten.

Der Plan mit der Farm soll auch dazu beitragen, möglichst den Großteil der Nahrung selbst zu produzieren, um nicht auf den Kauf von Lebensmitteln angewiesen zu sein.

Erste Erkenntnisse über die Situation in Griechenland

Wir reden lange Zeit über recht einfache Dinge mit Sotiris, als am späten Abend Liza und Arkis heimkommen, sinkt die Stimmung etwas und wir werden das erste Mal mit der Situation hier im Land konfrontiert. Liza und Akis machen einen eher deprimierten Eindruck, wir erfahren, dass die drei alle studiert haben (Maschinenbau, Politikwissenschaft und Wirtschaft) und es momentan für sie unmöglich ist eine Arbeit zu finden. Keiner hat die Hoffnung, dass es in den nächsten Jahren besser für sie wird und es für sie keine Chance mehr gibt. Sie können nur hoffen, dass es ihre Kinder besser haben werden. Finanziell werden sie von den Ersparnissen ihrer Eltern unterstützt. Trotz der angespannten Lage wird immer wieder etwas gewitzelt „If they come to take more, i maybe can give them some of my organs“.

Ich kann gar nicht beschreiben wie sehr man diese ganze Verzweiflung spürt, die drei sind beim erzählen immer mal wieder den Tränen Nahe und die ganze Situation berührt uns auch sehr. Es ist ein sehr großer Unterschied ob man in den Nachrichten hört, dass es in einem entfernten Land Probleme gibt, oder man direkt vor Ort ist und erfährt wie es den Menschen wirklich in diesem Land geht.

Als dann gegen Mitternacht eines der 7 Welpen aus unersichtlichen Gründen gestorben ist, haben wir den Tiefpunkt der Stimmung an diesem Abend erreicht.

An einem Abend sitze ich noch sehr lange mit Sotiris am Kaminfeuer und unterhalte mich über alles Mögliche, als er auf das Thema Politik zu sprechen kommt und mir verzweifelt Fragen stellt, was in einigen Politikern vor sich geht, ist es mir unangenehm, als ich feststelle, dass ich ihm leider keine Antworten geben kann. Ich bin über mich selbst etwas enttäuscht, dass ich mich hier einfach nicht auskenne und es mich bis heute auch nicht interessiert hat, was irgendwelche Politiker für Entscheidungen treffen. Aber das kann sich ja noch ändern.

Diese ganzen Erfahrungen gleich am ersten Tag in Griechenland liegen uns verständlicherweise erstmal schwer im Magen, aber ich bin froh mir so ein persönliches Bild von den Umständen hier machen zu können und.

Trotz der schwierigen Situation für unsere Gastgeber haben wir die Tage viel Spaß und hatten nette Gespräche. Auch wenn man immer wieder merkt, dass hier nicht alles so ist, wie es von außen den Anschein macht.

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Es gibt doch etwas Arbeit für uns

Wir helfen Sotiris ein bisschen auf dem Feld und ich mache ein paar Fotos für ihre Workaway Seite. Falls jemand Lust hat mal nach Griechenland zu kommen und workaway auszuprobieren, kann ich euch nur empfehlen mal bei Liza, Sotiris und Akhiz vorbei zu schauen. Sehr nette Menschen und die Gegend hier ist auch sehr erholsam!

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An einem anderen Abend helfen wir Akis mit dem Wein und steigen in dem finsteren Kellergewölbe umher.

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Wir schlafen das erste Mal seit über zwei Monaten in einem richtigem Bett, naja was soll ich sagen, ich finds im Bus mittlerweile bequemer. Kann aber auch daran liegen, dass die Matratze sehr hart ist. Aber die warme Dusche tut nach mehreren Tagen mal wieder richtig gut! Wir geniesen unsere Zeit hier in Demati sehr und bedanken uns für die Gastfreundschaft von Sotiris, Akis und Liza!

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[12.11.2015]  Am dritten Tag packen wir unsere Sachen und brechen auf, wir verabschieden und bedanken uns für die große Gastfreundschaft. Uns ist es schon fast unangenehm als uns die drei zum Abschied noch einige Sachen mitgeben. Zum Glück haben wir noch ein Stück Südtiroler Speck da, über das sich Sotiris sehr freut. Liza und Akis sind heute morgen leider schon aufgebrochen um die Familie auf Rodos zu besuchen.

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Wir machen uns auf den Weg nach Meteora, wo wir am zweiten Tag  unerwartet auf zwei Bekannte aus Albanien treffen werden!

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1 Antwort

  1. MA sagt:

    Wow, schon wieder sooo phantastische Wasserfotos !!! Das Blau ist ja irre … Kann mir gut vorstellen, dass das Betrachten der Quelle wie Meditation ist und man ewig sitzen könnte , toll !
    Tja, mit den Griechen ist das schon so ‘ne Sache – durch das Asylantenproblem und die Anschläge auf Paris etc. wird das Dilemma von Griechenland gar nicht mehr wahrgenommen …

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