#11 Die Fahrt nach Theth und das flambierte Fleisch

[29.09.2015]       Wir fahren nach Theth, gleich zu Beginn und noch unten im Tal werden wir Zeuge der albanischen Fahrkultur. Wir durchfahren einen Ort, so wie es aussieht ist eine Hochzeit gerade zu Ende und die Leute brechen auf. Wir kommen an eine Engstelle (siehe Foto), ich fahre erstmal rechts ran um die entgegenkommenden Autos vorbei-zulassen. Schlechte Idee, sofort fahren die zwei Autos hinter mir in die Kreuzung und verursachen eine komplette Verstopfung.
Es geht nichts nicht mehr vor und zurück. Wir erkennen, dass das silberne Auto hinter der Treppe alles blockiert und denken dass dort jemand geparkt hat und nicht im Auto ist. Nach wenigen Minuten stellen wir voller erstaunen fest das jemand im Auto sitzt und sich mit den Passanten unterhält. Nach 10 Minuten steigt der erste Albaner aus und bittet den Herren weiterzufahren, er lässt sich noch weitere 5 Minuten Zeit bevor er dann letztendlich den Stau auflöst.
Ich musste nur schmunzeln, bei uns zuhause wäre so eine Situation undenkbar gewesen. Auch üblich ist hier auch das Anhalten direkt auf der Straße um sämtlichen Verkehr für die nächsten Minuten für ein Gespräch zu blockieren.

Es geht weiter in die Berge, bis zum ersten Pass finden wir wieder perfekten Asphalt und schön angelegte Aussichtsplattformen. Alles macht den Anschein als ob man sich hier auf den großen Tourismus vorbereitet. Wir wundern uns nicht schlecht über die vielleicht schönen, aber absolut sinnlosen Abfalleimer entlang der Strecke (Foto!). Was bringt es wenn die Leute ihren Müll hier entsorgen der dann beim nächsten Windstoß in der Gegend verteilt wird? Muss man nicht verstehen…

Hier endet der Asphalt und geht in eine Schotterpiste über. Wir treffen zwei Albaner aus Tirane, die hier die nächsten Tage Urlaub machen. Sie waren noch nie hier in den Bergen und wollten unbedingt mal Nordalbanien kennenlernen. Sie haben den Bus nach Theth verpasst und sind sehr froh, als wir ihnen anbieten sie mitzunehmen.
Wir fahren die Beiden bis zum Guesthouse, in dem sie eine Übernachtung gebucht haben, verabreden uns zum Abendessen und starten eine Erkundung von Theth zu Fuß.
Hier im Tal gefällt es uns um Welten besser als in Vermosh und wir sind uns schon fast sicher, hier mehrere Tage zu verbringen. Wir besichtigen noch den Blutracheturm (Kulla Tower), man kann sagen hier handelte es sich um eine Art Justizanstalt.
Der Tower hat drei Stockwerke, ganz unten „haust“ der Angeklagte, eine Etage höher sitzen die Richter und ganz oben Wachen die Wärter über den Turm. Ob ich das nun alles richtig verstanden habe weiß ich nicht, wurde mir so von Jimmy erklärt…

Wir kehren zu unserem Bus zurück, das Essen im Guesthouse ist um 9 Uhr angedacht, es ist erst 7 Uhr und wir haben nen Mordshunger und ärgern uns etwas dem späten Essen zugesagt zu haben. Wir schreiben/lesen/sortieren Fotos. Langsam wird es uns zu kalt und wir haben hunger wir machen uns um halb 9 auf den Weg zum Guesthouse, es ist bereits dunkel.
Als erstes stellen wir fest, dass das Tor zugesperrt ist. Als wir etwas umherirren treffen wir einige Leute vom Guesthouse (niemand kann englisch) und werden im Jeep mitgenommen.
Unsere Freunde, mit denen wir uns zum Essen verabredet haben, sind nicht da, es gibt keine Speisekarte, wir werden nur gefragt ob wir Soup, Cheese, Meat, Salat, und Potatos wollen und wieviel. Naja läuft irgendwie alles nicht so wie geplant (mittlerweile sind wir schlauer und wissen, hier läuft vieles nicht so wie geplant, damit muss man sich einfach abfinden).

Das Essen kommt, uns wird wirklich viel aufgetischt. Die Bohnensuppe schmeckt fantastisch, der Rest schmeckt auch ausgezeichnet, nur dem Fleisch können wir noch nicht sehr viel abgewinnen. Es hat einen etwas seltsamen Beigeschmack. Könnte mir vorstellen so schmeckt Fleisch wenn man es mit einem Bunsenbrenner zubereitet. Ich verdrücke noch etwas davon, Marlene will etwas in ihrer Tasche verschwinden lassen, wir wollen ja nicht unhöflich sein und wissen nicht was hier Sitte ist. In dem Moment kommen unseren zwei Albanischen Freunde um die Ecke, Mist hat nicht geklappt. Wir lassen die Reste zurückgehen. Niemand ist uns böse.
Wir sind satt, fast schon überfressen, zahlen 1300 Lek (nicht ganz 10 Euro, für uns beide!) und sind vollkommen zufrieden.

Wir sitzen noch eine Weile mit Gwen (?) und dem anderen, sorry haben die Namen vergessen, und unterhalten uns über Schulsysteme, Studium, das Leben in Tirane und allerlei Dinge. Danach gehen wir runter zum Bus, den wir direkt vor der Schule geparkt haben, und gehen schlafen.
Entgegen meiner Befürchtung werden wir am Morgen nicht von einer Horde schreiender Kinder geweckt. Die Schule geht erst um neun Uhr los und die Kinder winken uns freundlich, als wir unsere Sachen vor dem Bus packen.