#19 Kap Rodon und der tote Stein

[13.10.2015]       Endlich sind wir am Kap Rodon angekommen, völlig unerwartet wird uns der Weiterweg durch eine Schranke und 3 Leute versperrt. Es kostet ab hier 5 Euro wenn wir bis zum Kap vorfahren wollen. Wir können hier machen was wir wollen und solange bleiben wie wir Lust haben. Hört sich für den Preis in Ordnung an, wir bezahlen und fahren weiter. Kurze Zeit später befinden wir uns auf einer schönen Wiese, in der Nähe eine alte Kirche und das Meer hört man auch rauschen. Hier schlagen wir unser Lager auf und starten eine kleine Erkundung der Gegend.

Kap Rodon

Es ist schon etwas spät und wir wandern nicht mehr bis zum Kap vor. Marlene ist auch noch erkältet und wir verschieben die Wanderung auf morgen. Auf dem Weg zurück schauen noch kurz den vielen Fischern am Strand zu, bewundern die tollen Sandsteingebilde an der Küste und machen uns danach auf etwas Feuerholz für ein Lagerfeuer zu suchen. Gar nicht so einfach, hier gibt’s kaum Bäume, nur sehr viel Gestrüpp. Für ein richtig großes Feuer reicht es am Ende leider nicht. Aber für unsere Kastanien, die wir über die Zeit gesammelt haben vollkommend ausreichend. Wir rösten uns drei Portionen, einfach köstlich!

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[14.10.2015]        Wir machen uns auf um das Kap zu erwandern. Nach kurzer Zeit erreichen wir eine ganze Reihe von Bunkeranlagen. Hier in Albanien findet man die Dinger an jeder Ecke, im ganzen Land sollen angeblich über 200.000 dieser Betonpilze stehen, in allen möglichen Größen. Möchte hier aber nun nicht ausschweifen, wen die Bunkergeschichte interessiert, kann am besten mal hier nachschauen.

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Bis zu den Ruinen einer Festung von Skanderbeg ist der Weg recht gut zu gehen. Ab hier finden wir nur noch ein paar kleine Pfade die ins Gebüsch führen. Wir beschließen unten am Wasser uns bis zum Kap vorzuarbeiten. Der Weg ist alles andere als idyllisch, der Strand ist verziert in allen möglichen Farben und Arten von Müll.

Der tote Stein

Um ein Haar wäre mir ein sehr übles Missgeschick passiert. Es ist nicht sehr viel Platz am Strand und ich springe von Stein zu Stein um nicht ins Wasser oder den Müll zu treten. Ich setze zu einem Sprung auf einen großen Stein an, kurz vorm Absprung bemerke ich, dass irgendwas mit dem Stein vor mir nicht stimmt. Ich bin schon im Schwung und lenke meinen Schritt knapp neben das Ding. Jetzt erkenne ich, dass es sich um eine tote angespülte verwesende Robbe handelt die schon einige Wochen da liegen muss. Nicht auszudenken was passiert wäre, wenn ich da rein gesprungen wäre, den Gestank wird man sicher so schnell nicht mehr los. Marlene hätte mich wohl für die nächsten Wochen ausgesetzt und ich hätte mich alleine weiter durch Albanien schlagen müssen.

Da der Wind von hinten kommt, konnte man das auch nicht riechen. Wir halten die Luft an und hüpfen schnell an dem Kadaver vorbei. Leider riecht man den Gestank 50 Meter weiter immer noch. Kurz danach sind wir endlich an der Spitze, zu unserer Enttäuschung gibt es von hier keinen Weg auf die Klippe. Wir gehen auf der anderen Seite zurück, finden einen Weg rauf und schlagen uns durch das Gestrüpp.

Wer auch hierherkommen will, sollte unbedingt eine Machete mitnehmen. Der Pfad ist so dicht zugewachsen, dass man hoffen muss nicht hängen zu bleiben. Ich gehe voraus, endlich bin ich draußen, ich drehe mich um und sehe weit und breit nur hohes grünes Gestrüpp. Marlene steckt da irgendwo drin. Ich warte.
Jetzt raschelt es. Die Äste bewegen sich. Etwas kommt schnell auf mich zu. Zu meiner Erleichterung erscheint Marlene vor mir und kein fleischfressender Riesenbieber.

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Auf dem Weg zurück haben wir nochmal einen tollen Blick über das Kap und treffen eine kleine Landschildkröte an. Uns fasziniert das kleine Tier sehr, wir haben noch nie so eine Schildkröte in freier Wildbahn gesehen. Sie ist von uns leider nicht so sehr angetan wie wir von ihr und verzieht sich kurze Zeit später wieder im Unterholz.

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Am Bus angekommen gibt es kurz schlechte Laune, ich will heute noch weiter zu einem 5 km entfernten Strand und fange an zu stänkern, Marlene möchte noch eine Nacht hier bleiben. Letztendlich blieben wir noch eine Nacht und fahren dann zurück an den Strand. Das erste Mal mit dem Bus im Sand, ich freu mich schon!

 

Campen am Strand

[15.10.2015]            Wir fahren an den Strand, ich schaue mich bevor wir runterfahren kurz um und finde gleich um die Ecke einen guten Platz. Der Sand scheint fest zu sein, ich probier’s also einfach mal. Nach 10 Metern bleibt der Bus stecken, ich bleib erst Mal stehn um uns nicht noch weiter einzugraben. Erste Maßnahme: Luft ablassen, ich gehe von 3,5 bar runter auf 1,5. Sicher ist sicher. Vooorsichtig anfahren, der Bus kommt locker raus, Yhippie, voller Euphorie düse ich ein paar hundert Meter am Strand entlang. Hier geht’s ohne Probleme, war am Anfang nur ein matschiges Loch. Umgedreht und den Bus geparkt.

Wir spannen unsere Plane auf, denn es sieht nach Regen aus. Kurze Zeit später fängt es an. Wir machen es uns vor dem Bus gemütlich, schauen den Meer zu und geniesen die Ruhe. Marlene schält einen von diesen Monster Granatäpfeln, danach wir haben fast eine ganze Schüssel voll (auf dem Bild schon fast aufgegessen).

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Mehr ist an diesem Tag auch nicht weiter passiert, gegen Abend kommt nochmal kurz die Sonne raus und wir haben einen bomben Sonnenuntergang! Mittlerweile ist es Flut und die Wellen kommen bedrohlich nahe an unseren Bus ran. Den Spuren und angeschwemmten Sachen zufolge sind wir in der sicheren Zone, solang heute Nacht kein Sturm aufkommt, was bei dem schlechtem Wetter nicht ganz auszuschließen ist. Mir lässt das keine Ruhe und ich baue uns ein Der-Bus-steht-gleich-im-Wasser Frühwarnsystem. Sehr ausgeklügelte Sache!

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Mitten beim Abendessen scheppert es draußen laut! Es ist so weit, die Welt geht unter. Ich reiß die Schiebetüre auf, Fehlalarm. Ich habe keine Lust mehr wieder alles aufzubauen, wir gehen schlafen und vertrauen auf Gott.

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Wir finden, aufgrund des verregneten Tages heute haben wir uns eine Folge Game of Thrones verdient. Das erste Mal seit unserer Reise das wir vor der Glotze sitzen (mal abgesehen von den tausenden Stunden die fürs Berichte schreiben und Fotos bearbeiten drauf gehen…)

 

Erst mal schaufeln

[15.10.2015]          Guten moooorgen! Wie schön es doch ist direkt am Meer aufzuwachen, noch schöner wäre es bei Sonnenschein, aber das ist uns heute nicht vergönnt. Kurzer Check draußen, Bus steht noch im trockenen, aber ich muss mit Erschrecken feststellen, dass sich bei unserer Strandauffahrt ein riesiger See gebildet hat. Der Untergrund ist total aufgeweicht, ich hab keine Lust hier mit dem Bus stecken zu bleiben und schaufel noch vor dem Frühstück einen Ablauf. Wahnsinn wie lange da das Wasser abläuft. Am Ende ist aus meiner kleinen Ablaufrinne ein Canyon geworden der den Strand teilt. Ich hoffe es kommt heute kein Jogger am Abend vorbei…

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Der Untergrund ist immer noch sehr weich, ich Zweifel daran ob wir das schaffen. Marlene stellt sich in den Regen um das ganze Spektakel zu filmen. Ich sehe schon wie wir mit dem Bus im Sand versinken und unser Video bei Youtube unter Best Fails 2015 zu finden ist.

Ich fahre noch ein Stück zurück, fahre die Linie die ich mir davor ausgesucht habe und ….komme ohne Probleme durch… Das Video ist total unspektakulär, alles für die Katz.

Wir fahren weiter bis nach Tirana um der Stadt heute einen zweiten Besuch abzustatten.

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6 Antworten

  1. Lucas sagt:

    herrlich euer frühwarnsystem.
    da hat sichs kletterzeug scho gelohnt.
    wegen reifendruck. auf längerem asphalt würd ich auch die 3,5 rein machen. bei schotter 2-2,5. bei sand 1 bar. unter 1 bar ziehts dir schnell den reifen von der felge. aber weißt´ja sicher eh alles. klugscheissern will ich hier nich 😉

    grüße
    lucas

  2. Danny sagt:

    Hi ihr,

    bin über http://www.dslr-forum.de auf euren blog aufmerksam geworden 🙂 cool geschrieben, sehr unterhaltsam und schöne fotos! da werden erinnerungen wach… wir haben letztes jahr zu viert einen balkan-trip unternommen, und ich musste so lachen, als ich die fotos vom kap rodon sah! kann mich anhand eurer beschreibungen sooo gut wieder zurückversetzen 🙂
    lustiges erlebnis: als wir vom kap wieder zurück richtung auto gingen, hatte es in strömen angefangen zu regnen. wir trafen dann auf eine verzweifelte deutsche familie mit 3 kindern, die in einem ähnlichen gefährt wie ihr unterwegs – oder besser – nicht mehr unterwegs waren! ich musst sofort lachen, als ich eure fotos und die “problembeschreibung” bezüglich dem untergrund gesehen hatte 😀
    mit schaufeln, ästen, zweigen, den bloßen händen, … haben wir über eine stunde in strömenden regen gemeinsam versucht, den bus durch den schlamm wieder frei zu bekommen. wir standen z. t. bis zu den knien im schlamm, durchnässt und vollkommen dreckig… den jubelschrei des vaters, als wir bei einsetzender dämmerung den bus wieder auf einer halbwegs stabilen schotterpiste hatten, werde ich nie vergessen! zur belohnung bekamen wir das bier, dass er noch in seinem bus hatte 🙂

    hach… das ist jetzt bisschen lang geworden!
    danke für den blog, die erinnerungen und die tollen fotos – ich bleib’ dran!

    • David sagt:

      Hey Danny,
      vielen Dank für deinen langen Kommentar! Freut uns sehr, dass du über das Forum hergefunden hast, dir unser Blog gefällt und du fleißig beim lesen bist!
      Sind momentan an einem super genialem Strand, vielleicht warst du ja auch dort: Gjipe Beach. Es sind kaum-keine Leute hier und wir sind schon seit 3 Tagen da 🙂

      Viele Grüße
      David

  3. David sagt:

    Hey Tom, stimmt, man hätte noch weiter runter gehen können. Aber irgendwann dauert es so ewig lange wenn nur noch so wenig Druck drinnen ist :-).
    3.5 bar ist recht viel, hab ich auch nur drinnen wenn wir auf der Straße unterwegs sind. Ansonsten meistens so um die 2.5

    Viele Grüße
    David

  4. Tom sagt:

    3.5 bar mit diesen Reifen? Ist das nicht wahnsinnig viel? Ihr könnt auch bis 0.9-1 bar runtergehen, dann fühlt es sich an als würde man auf einer Gummimatratze fahren, aber dafür Grip als wären die Reifen festgeklebt… 😉

    Tolle Reise, weiter so!

    Tom

  1. 29. März 2017

    […] Sonnenuntergang am Kap Rodon […]

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