#46 Essouira – Der Anfang vom Ende

Anmerkung vorweg:

Dies wird der letzte Beitrag dieses Blogs sein. Auch wenn der letzte Eintrag bereits 2 Jahre her ist, ist es wichtig für mich die Sache abzuschließen. Wie ihr im nachfolgenden lesen werdet hatte ich einen Unfall in Essouira, was unweigerlich das Ende unserer Reise eingeläutet hat. 

Die darauffolgenden Wochen der Rückkehr waren mit gebrochenem Fuß nicht sehr einfach und hat uns jede Menge Nerven gekostet. Wir hatten vor dem Unfall sowieso schon seit mehreren Wochen ein Stimmungstief. Das Reisen zu dritt auf den wenigen Quadratmetern ist uns langsam zu Kopf gestiegen.

Nach meinem Unfall hatte ich jede Lust mich um das weitere Bestehen des Blogs zu kümmern verloren. Zu Guter letzt ist uns auch noch die Lichtmaschine in Marokko kaputt gegangen, einen Ersatz zu organisieren dauerte über 10 Tage. Einige werden sich sicherlich gefragt haben was lost ist, viele wussten schon früher über das T4Forum Bescheid. Ich konnte mich auch lange Zeit danach in Deutschland nicht mit der Reise und dem schreiben beschäftigen. Irgendwann ist mir die ganze Sache aus dem Sinn gegangen.

Ich will mich bei allen Bedanken die bei unserer Reise mitgefiebert haben und bedanke mich über die vielen Rückmeldungen.

Der Bus ist mittlerweile verkauft, ich habe meine Leidenschaft für das Reisen und das Leben im Bus aber mittlerweile wieder gefunden und bin im Moment in meinem VW LT unterwegs. Einen Blog werde ich nicht mehr schreiben, habe aber seit neustem Instagram entdeckt und da ich auch noch eine große Leidenschaft für Fotografie habe, werde ich nun dort aktiv sein. Wenn ihr Lust habt schaut einfach mal bei meinem Profil vorbei. Es wird nicht nur Bus-Geschichten geben, aber viele andere tolle Sachen die mit Outdoor und dem Leben im Bus zu tun haben.

–> Instagram: @outdoorunterwegs

 

Zum Abschluss noch ein letzter Beitrag, den ich schon vor einiger Zeit geschrieben habe:

 

Wir lieben Marokko, wir mögen das Essen, die Leute, das gute Wetter. Die Menschen sind freundlich, herzlich und aufgeschlossen, aber nach 1 ½ Monaten in diesem aufregenden Land, sehnen wir uns nach einen Ort an dem wir uns ungestört ausbreiten, unsere Sachen sortieren und wieder etwas runter kommen können. Mittlerweile merken wir das wir schon längere Zeit unterwegs sind und auch wenn es sich blöd anhört, wir reif für etwas Urlaub sind.

In der Nähe von Essouira finden wir einen wunderschönen und günstigen Campingplatz namens „La calme“, sogar mit swimming pool. Wir fühlen uns rund um wohl und können richtig gut entspannen. Es sind fast keine Leute auf dem Platz und wir haben den ganzen Pool für uns.



Kitesurfen

Seit mittlerweile über einem halben Jahr schleppen wir nun schon die Kiteausrüstung mit. Bislang hat es uns an den entsprechenden Spots immer an Wind gefehlt. Nicht so heute, es bläst ein guter Wind hier in Essaouira. Zeit auf’s Wasser zu gehen.

Während ich mich in den Wellen abquäle (ist immerhin schon etwas länger her) quatscht Marlene mit irgendwelchen Kameltypen. Endlich habe ich den Dreh wieder raus und es läuft wieder gut.

Ich bin keine 1 ½ Stunden auf dem Wasser, da erfasst mich eine Böe, ich hebe ab und schlag heftig im flachen Wasser wieder auf. Ein stechender Schmerz fährt mir in meinen Fuß, noch ahne ich nichts Schlimmes. Ich schnappe mir mein Board und versuche an Land zu gehen. Ein nicht auszuhaltender Schmerz schießt mir durchs ganze Bein. Es ist mir nicht mehr möglich aufzutreten.

Ich lasse mich mit dem Kite und den Wellen ans Land ziehen/spülen. Wie ein schiffsbrüchiger krieche ich auf allen Vieren aus der Brandung.

Schnell wird Marlene klar, dass ich Hilfe brauche. Ich lande den Kite, Marlene besorgt Eis, ein Marokkaner packt meinen Kite zusammen, ein anderer fährt mich mit einem Quad zu unserem Bus. Mein Fuß ist mittlerweile stark angeschwollen. Auftreten ist nicht möglich. Ich war mir zu diesem Zeitpunkt im klaren, dass ich mich verletzt habe. Gehe aber aufgrund der Schwellung von einem Bänderriss aus, was auch recht typisch bei dieser Art von Stürzen ist.

Wir beschließen gleich ins Krankenhaus zu fahren um Schlimmeres auszuschließen.

Im Krankenhaus

Ich muss nicht sehr lange warten, dann werde ich in den Röntgen geschoben. Türen bleiben offen, Bleischutz gibt es nicht, aus den angeordneten zwei Bildern werden sechs, naja ich werd‘s schon überleben.

Meine Bilder werden von zwei Ärzten am Bildschirm besprochen. Man ist sich nicht sicher und macht mit dem Handy Fotos um diese dem Chefarzt per Whats App zu schicken, das interne Netzwerk funktioniert nicht. In der Zwischenzeit kommt ein aufgebrachter älterer Mann reingestürmt, seine Hand in ein Blutgetränktes Hemd eingewickelt, er muss wohl auch geröntgt werden. Möchte garnicht wissen was da passiert ist.

Ich bin froh als der Chefarzt reinkommt und sich die Bilder doch lieber persönlich ansieht. Er drückt auf meinem Fuß rum, ich schreie „Safi“ (Stop) vor Schmerz. Man ist über meine marokkanischen Sprachkenntnisse begeistert. Und schwärmen noch etwas über die ärztliche Versorgung und den Stand der Technik in Deutschland.

Diagnose: Bänderriss. Juhu, ich bin froh, dass es nichts Schlimmeres ist. Mir wird eine Schiene und Schonung verordnet.

Ich verlange eine Rechnung oder Behandlungsquittung, die ich bei meiner Krankenversicherung einreichen kann. Die Ärzte lachen nur und meinen „poir toi, tutte es gratuit!“. Ich konnte es erst fassen als wir das Krankenhaus ohne zu zahlen verlassen haben. Zuerst war ich begeistert von der Gastfreundschaft, keine zwei Stunden später kommen mir Schuldgefühle auf warum ausgerechnet ich nichts zahlen musste. Das Geld wird sicher gebraucht und mir hätte es dank Krankenversicherung sicherlich nicht wehgetan.

Ich vermute, dass es entweder an der Gastfreundschaft lag oder es den Ärzten unangenehm war etwas für ihre Behandlung zu verlangen, die aufgrund des hohen Standards in Deutschland für mich nicht zumutbar gewesen sein müsste. Hmmmm, eigentlich ganz schön unfair/blöd wenn ich jetzt so drüber nachdenke.

Anmerkung: Diagnose 2 Monate später in Deutschland: Tibia-Fraktur im Sprunggelenk. Zuerst war ich entsetzt, dass man in Marokko nichts festgestellt hat. 
Man erklärte mir dann, dass es durchaus sein kann, dass man den Bruch unmittelbar nach dem Unfall auf dem Röntgen oft übersieht. Scheiße gelaufen. Wahnsinn
wenn ich mir überlege wie ich noch mehrere Wochen in Marokko und Spanien mit dem Fuß nur mit Schiene unterwegs war :-/

The priates zion

Als wir kurz am Straßenrand in Essouira parken spricht uns Abel an. Er hat unsere Zeichnungen auf dem Bus gefunden und uns interessant gefunden. Nach einem kurzen Gespräch lädt er uns zu sich ins Hostel ein, wir sind wieder mal überrascht wie unerwartet sich Dinge ergeben.

Als wir Abel schließlich besuchen können wir leider nur kurz bleiben, denn Davids Fuß ist sehr geschwollen und er braucht dringend eine gute Schiene, die wenn überhaupt nur in Agadir erhältlich ist.

Trotzdem konnten wir einen guten Eindruck von Abel und seinem Hostel gewinnen. Viele Künstler waren an der Gestaltung des Hostels beteiligt, immer wieder trifft man auf beeindruckende Kunstwerke. Es steckt voller Kreativität, positiver Energie und Lebensfreude.

Besonders interessant: Ein großer Käfig. Wir fragen was es damit auf sich hat. Abel erzählt uns von einer Frau die zu Besuch war. Sie hat zuhause viele Vögel im Käfig, er beginnt eine Diskussion mit ihr und will ihr erklären, dass den Vögeln der Käfig nicht gut tut und sie in Freiheit leben müssen. Die Frau ist anderer Meinung und meinte die Vögel bekommen alles was sie wollen und sind glücklich.

Daraufhin bauen sie einen Käfig, er ist bequem eingerichtet. Man kann sich dort freiwillig einsperren lassen und bekommt jeden Wunsch erfüllt. Die Frau hat es keine 6 Stunden ausgehalten und wollte wieder raus. Als sie zu Hause war, hat sie alle Vögel befreit. Ähnlich erging es einigen anderen, die sich auf das Experiment eingelassen haben. Find ich eine tolle Geschichte und eine klasse Idee.

Schade, zu einem anderen Zeitpunkt wären wir gerne längere Zeit hier geblieben. Aber zuerst müssen wir uns um unseren Verletzten kümmern.

Aber falls ihr mal in Marokko seid schaut auf jeden Fall mal im Pirates Zion vorbei.

 

 

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